Dok­tor­ti­tel: mehr Ge­halt mit Pla­gi­at und Ghost­wri­ter?

23. Sep­tem­ber 2015

Dok­tor­ti­tel: mehr Ge­halt mit Pla­gi­at und Ghost­wri­ter?

Eine Dok­tor­ar­beit be­deu­tet viel Zeit­auf­wand, wenn nicht ab­ge­schrie­ben wird. Bitte be­ach­ten: das Ko­pie­ren frem­der Texte ist nicht nur eine Schum­me­lei bei der Prü­fung, son­dern stellt auch eine Ver­let­zung frem­den geis­ti­gen Ei­gen­tums (Ur­he­ber­rechts­ver­let­zung) dar. Die Phase der Pro­mo­ti­on soll als erste Zeit der Be­rufs­tä­tig­keit und nicht als Ver­län­ge­rung der Stu­di­en­zeit an­ge­se­hen wer­den, be­tont Ger­hard Mül­ler, Dekan der Fa­kul­tät Bau­in­ge­nieur- und Ver­mes­sungs­we­sen der TU Mün­chen. Eine be­son­de­re Her­aus­for­de­rung für den Pro­mo­ven­den ist am Ende das Zu­sam­men­schrei­ben und In­ter­pre­tie­ren der Er­geb­nis­se. Eine Dis­ser­ta­ti­on – der schrift­li­che Teil der Dok­tor­ar­beit um­fasst oft­mals meh­re­re Hun­dert Sei­ten. Im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich hat Deutsch­land eine über­durch­schnitt­lich hohe Pro­mo­ti­ons­quo­te. Laut der Or­ga­ni­sa­ti­on für wirt­schaft­li­che Zu­sam­men­ar­beit (OECD) be­trägt der An­teil der Pro­mo­ven­den im Dur­schnitt 2,3 Pro­zent pro Ge­bur­ten­jahr­gang. In den USA be­steht eine ge­schätz­te Pro­mo­ti­ons­quo­te von 1,5 Pro­zent.

Graduation mortar on top of books

Der Dok­tor­hut  – Hilfs­mit­tel auf der Kar­rier­re­lei­ter?

Laut einer Kass­ler Pro­mo­ti­ons­stu­die be­trägt die Pro­mo­ti­ons­zeit für Ma­the­ma­ti­ker durch­schnitt­lich 3 Jahre, für Ger­ma­nis­ten 5 Jahre im Durch­schnitt, bei den Ju­ris­ten be­trägt die Pro­mo­ti­ons­pha­se in der Regel zwi­schen zwei­ein­halb und 3 Jah­ren. Die Pro­mo­ven­den haben be­wie­sen, dass sie in der Lage sind, selb­stän­dig zu Ar­bei­ten und ei­gen­stän­dig zu for­schen. Lohnt sich die jah­re­lan­ge aka­de­mi­sche Schwerst­ar­beit?

Pro­mo­ti­on: Sprung­brett für die Kar­rie­re

In vie­len Be­rufs­grup­pen ist der Titel ein pri­mä­res Motiv in Bezug auf die Hö­her­qua­li­fi­zie­rung. In den meis­ten Fäl­len er­zie­len Ar­beit­neh­mer mit aka­de­mi­schen Grad ein bes­se­res Ein­kom­men. Der Dok­tor­grad sug­ge­riert den aka­de­mi­schen Adel. Pro­mo­vier­te sind in den Be­rei­chen Wirt­schaft und Po­li­tik be­son­ders im Vor­teil, der Dok­tor­ti­tel gilt als Kar­rie­re­be­schleu­ni­ger, der an Uni­ver­si­tä­ten kos­ten­los er­hält­lich ist. Nur sel­ten zäh­len die in­halt­li­chen As­pek­te als Ein­stel­lungs­kri­te­ri­um. Ak­tu­el­le Stu­di­en zei­gen, dass Aka­de­mi­ker mit Pro­mo­ti­on durch­schnitt­lich 20 Pro­zent mehr ver­die­nen.

Frü­her galt die Pro­mo­ti­on als Ein­tritt in die Wis­sen­schaft. Nach einer Ver­di-Stu­die ver­las­sen heute neun von zehn Dok­to­ran­den die Uni­ver­si­tät nach der Dis­ser­ta­ti­on. Ein häu­fig zu be­ob­ach­ten­der Grund ist, dass pro­mo­vier­te Aka­de­mi­ker an Uni­ver­si­tä­ten im Ver­gleich zur frei­en Wirt­schaft re­la­tiv wenig ver­die­nen.

Der­zeit wird an Uni­ver­si­tä­ten eine wahre Pro­mo­ti­ons­flut be­ob­ach­tet. Der Titel gilt als „Aus­hän­ge­schild“, bzw. als „Tür­schild“. Ge­ra­de im me­di­zi­ni­schen Be­reich lässt sich die­ses Phä­no­men be­ob­ach­ten, der Dok­tor­ti­tel ist für viele Pa­ti­en­ten der al­lei­ni­ge Grund, um Ver­trau­en in den Arzt zu fas­sen und um die­sen als kom­pe­tent ein­zu­schät­zen.

Viele Jung­aka­de­mi­ker sind ti­tel­ver­liebt und er­hof­fen sich durch den Ti­el­wahn den so­zia­len Auf­stieg in die so­ge­nann­te Elite. Die stan­des­ge­mä­ße Ti­tu­la­tur fin­det sich dann auf dem Klin­gel­schild, auf der Vi­si­ten­kar­te und auf Wunsch in den Aus­weis­pa­pie­ren wie­der. Im Ge­gen­satz zum aka­de­mi­schen Grad kann der Dok­tor­ti­tel auf dem Aus­weis auf Wunsch ein­ge­tra­gen wer­den. Je­doch fällt der Dok­tor­ti­tel laut BGB (Bür­ger­li­ches Ge­setz­buch) nicht unter das Na­mens­recht, die An­re­de mit Herr bzw. Frau Dok­tor ist quasi eine Höf­lich­keits­flos­kel aber stellt keine recht­li­che Pflicht dar.


You­tube-Song von Radio FFN zur Gut­ten­berg-Dis­ser­ta­ti­on

Die Pla­gi­ats­af­fä­re führ­te zu einem ab­rup­ten Kar­rie­re­knick bei zu Gut­ten­berg: Dok­tor­ti­tel und Mi­nis­ter­amt gin­gen ver­lo­ren.

Dr. strg + C: Pla­gi­at vom Ghost­wri­ter


Viele er­in­nern sich an den Fall Gut­ten­berg der vor ein paar Jah­ren durch die Me­di­en ging. Be­son­ders gra­vie­rend ist, dass in der be­sag­ten „Dok­tor­ar­beit“ Recht­schreib­feh­ler von einer Vor­la­ge ori­gi­nal­ge­treu über­nom­men wur­den, ohne dass es je­man­den auf­ge­fal­len ist. Die Ver­su­chung mit Copy & Paste zu ar­bei­ten, ging auch an einem Ar­ti­kel der FAZ nicht vor­bei. Der Spitz­na­me „Dr. STRG + C“ – in An­leh­nung an den Ko­pier­be­fehl auf der Com­pu­ter­tas­ta­tur – ließ nicht lange auf sich war­ten. Im Nach­hin­ein stell­te sich her­aus, dass zu Gut­ten­berg eine Agen­tur für seine Pro­mo­ti­on en­ga­giert hatte. Böse Zun­gen be­haup­ten sogar, zu Gut­ten­berg hätte seine ei­ge­ne Dok­tor­ar­beit nicht ein­mal selbst ge­le­sen. Die Uni­ver­si­tät Bay­reuth hatte ihm schlie­ß­lich den Dok­tor­ti­tel ab­erkannt, eher er auf Grund des Drucks der Öf­fent­lich­keit von sei­nen po­li­ti­schen Äm­tern zu­rück­trat.

Häu­fi­ger als er­war­tet wer­den Pla­gia­te er­stellt, dafür hat sich sogar ein ei­ge­ner Be­rufs­zeig ent­wi­ckelt – der Pro­mo­ti­ons­be­ra­ter. Agen­tu­ren lie­fern die müh­sa­me und zeit­rau­ben­de Schreib­ar­beit der Dis­ser­ta­ti­on. In der Regel kos­tet ein Ghost­wri­ter zwi­schen 10.000 und 15.000 Euro, die Kos­ten wer­den meist nach Auf­wand be­rech­net.

Quel­len:

http://​www.​han​dels​blat​t.​com/un­ter­neh­men/be­ruf-und-bue­ro/bue­ro-spe­cial/in­ter­view-zum-ti­tel­wahn-der-dok­tor-ist-nichts-an­de­res-als-ein-ge­sel­len­brief/10988546.html

http://​www.​han​dels​blat​t.​com/po­li­tik/deutsch­land/kom­men­tar-die-fa­ta­len-fol­gen-des-ti­tel­wahns/3896234.html

http://​www.​spiegel.​de/uni­spie­gel/wun­der­bar/ti­tel­ver­lieb­tes-oes­ter­reich-ku­ess-die-hand-frau-ma­gis­ter-a-363231.html

http://​www.​fds-​spr​achf​orsc​hung.​de/ick­ler/?show=news&id=1416

http://​bazonline.​ch/schweiz/stan­dard/Ich-kauf-mir-ei­nen-Dok­tor­hut-/story/10411792

https://​de.​wikipedia.​org/wiki/Dok­tor

http://​www.​welt.​de/print/wams/ver­misch­tes/ar­ti­cle13252716/Macht-ein-Dok­tor-Ti­tel-reich.html


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