18. Januar 2016
Schreibtische wie wir Sie heute bei moebelshop24 anbieten haben eine ganze Reihe von Vorläufern. Man darf annehmen, dass ihre Erfindung des Schreibtischs mit der der Buchstaben und Stühle eng verbunden ist, aber die Forschung über die Erfindung des Schreibtisches als Arbeitsplatz weist doch erhebliche Lücken auf. Dennoch: an diesen waagrechten Platte wird im wahrsten Wortsinne Geschichte geschrieben.
Zur Ausstellung des Fotografen Konrad Rufus Müller in Berlin-Mitte „Über Schreibtische“ – Außenminister Steinmeier hielt die Eröffnungsrede – im Oktober 2015 erschien zeitgleich dazu sein gleichnamiges Buch. Müller hat dafür Fotos von 65 Persönlichkeiten an ihren Schreibtischen geschossen – von Firmenchefs über Minister bis zu Autoren. Der Schriftsteller Sten Nadolny hat für das Buch einen Essay zur Kulturgeschichte des Schreibtisches geschrieben.
Nadolny fasst zusammen, was seiner Ansicht nach Aufgabe des Schreibtisches ist: „Der Schreibtisch ist von Anfang an mehr als ein Tisch, er bedeutet Ordnung für die Papierflut, liefert Logik und Orientierung, sucht dem Chaos zu wehren, hilft seinem Inhaber, Unbegriffenes wenigstens zwischenzulagern, schützt ihn oft genug davor, an das Chaos im eigenen Hirn mehr zu glauben als an die Ordnung des Kosmos. Der Schreibtisch verliert diesen Kampf immer wieder, aber er gibt ihn nie auf.“
Ob Kanzlerin Angela Merkel oder König Ludwig XIV., ob Literaten wie Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe oder eine Philosophin wie Hildegard von Bingen, die Schauspielerin Hannelore Hoger oder der ägyptische Friedensnobelpreisträger und Politiker Anwar as-Sadat: Sie alle habe an ihren Schreibtischen schon dafür gesorgt, dass sie auf die eine oder andere Weise in die Geschichte eingehen.
Einblicke in die Kulturgeschichte des Schreibtisches
Der Schreibtisch der Antike – eine Holzplatte, die der Schreiber im Schneidersitz auf seine Beine legte – erwies sich bald als unpraktisch: Wer stundenlang ganze Bücher schreibt, den stört die wackelige Unterlage. Zudem schlafen dem Schreiber auf Dauer sicher die Beine ein.
Ein findiger Mensch sagte sich also: „Warum soll ich das Brettchen nicht mit Stützen versehen und auf den festen Boden stellen? Dann wackelt es nicht beim Schreiben.“ Und so begann der Siegeszug des Arbeitsplatzes als schlichte Platte mit vier Beinen.
Heute hat jedes Schulkind einen Schreibtisch. Firmenchefs und Politikerinnen, Börsenmakler und Filmstars: Wer häufig etwas zu schreiben hat, nutzt dieses Möbel als Arbeitsplatz.
Wie sich schnell herausstellte, genügt vielen Leuten eine einfache Platte nicht, um alles in Griffweite haben, was sie beim Schreiben so brauchen: Schubladen mussten her. Und wer Freude an schönen Möbeln hatte, reich war oder mächtig, wollte nicht einen 0815-Schreibtisch, sondern etwas Besonderes.
So ließ sich der französische König Ludwig XIV. Schreibtische aus massivem Silber fertigen. Der Möbeltischler André-Charles Boulle (1642–1732) fertigte für ihn auch elegante Barockschreibtische mit detaillierten Einlegearbeiten aus Schildpatt, Messing und Zinn.
Der Schreibtisch entwickelte sich bald zum Schreibschrank oder Sekretär, der reichlich Stauraum bot: Die vornehme französische Variante Secrétaire à abattant schaffte es mit hochgeklappter Schreibplatte, jedes Chaos und jedes wichtige Dokument mit einer Drehung des Schlüssels verschwinden zu lassen.
Das Zylinderbureau (daher kommt unser Wort ‚Büro’) entstand um 1750 in Frankreich. Es war eine raffinierte Schreibtisch-Konstruktion mit gewölbter Abdeckung, die man in einem Viertel- oder Halbkreis nach oben schieben konnte. Dahinter befinden sich Schubladen, Fächer und Schreibplatte.
Der Sekretär des früheren argentinischen Präsidenten Domingo Fausto Sarmiento (1811–1888), patentiert im Jahr 1875, ist ein kolossales Möbelstück: Der Schreibschrank hat zwei Flügel, die mit Fächern und Schubladen bestückt sind. Um dieses schwere Schreibmöbel bewegen zu können, sind die ausladenden Füße mit Rollen versehen. Er kann im Museo del Bicentenario in Buenos Aires besichtigt werden.
Aus Gründen der Ergonomie sind heutige Schreibtische für den Arbeitsplatz im Büro oft höhenverstellbar – manche sogar elektrisch wie unsere Serie X.
Sagt der Schreibtisch etwas über die Persönlichkeit aus?
Genau so individuell wie sein Besitzer oder seine Besitzerin sieht auch der Schreibtisch aus – auf der Oberfläche jedenfalls. Von der vermeintlichen Ordnung oder Unordnung auf den Charakter des oder der Schreibenden zu schließen, ist jedoch vermessen.
Die eine versammelt rund um das Blatt Papier bzw. den Computer eine Vielfalt von Gegenständen: Kaffeetasse, Schmierpapier und Stifte, Comics, Kekskrümel und Spielzeug.
Der andere nennt das Chaos und kann nur arbeiten oder kreativ sein, wenn sich mit Ausnahme von Papier und Stift bzw. Bildschirm und Tastatur der Schreibtisch jungfräulicher Reinheit erfreut.
Wer den Schreibtisch nutzt, um an seinem Arbeitsplatz Leute zu empfangen, für den ist allerdings meist die Optik wichtiger als die persönliche Vorliebe. Hier ist Struktur das A und O.
Der Schreibtisch muss jedoch nicht leer sein. Er darf einige Accessoires beherbergen: Locher, Stiftehalter und Füller oder Kugelschreiber, Brieföffner und Dokumentenmappe, Notizbuch und Kalender und natürlich ein gerahmtes Bild. Seit einigen Jahren hat sich bei vielen der Computer als unverzichtbares Arbeits- und Kommunikationsmittel hinzugesellt.